Endlich ist der Tag der Tage für 4 tapfere Athleten des SV Aegir 09 (Andreas Jörss, Christoph Ochs, Ingo Schultz und Sönke Brockwitz) gekommen und die „Road to Roth“ sollte mit dem Finish nach 226 Wettkampfkilometern ihren krönenden Abschluss finden. Franz Bayer (www.franzbayer.de) gesellte sich zu seinen alten Teamkollegen und startete ebenso auf der Langdistanz.
Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit kamen die Jungs an den Geburtsort des ironman Europe, welcher hier vor 31 Jahren zum ersten Mal ausgetragen wurde. Ja, die fantastischen 5 waren an einem für deutsche Triathleten fast schon mystischen Ort. Hier traten schon Legenden wie: Mark Allen, Luc Van Lierde, Paula Newby-Fraser, Lothar Leder, Chris McCormack, Thomas Hellriegel, die „Zäck Attack“ Jürgen Zäck, Timo Bracht und die Helden der Neuzeit: Jan Frodeno, Daniela Ryf, Sebastian Kienle an.
Um sich ihren großen Traum zu erfüllen, zogen unsere Jungs ihr Leben komplett auf links und ordneten alles diesem einen Ziel unter. So spulten sie Hunderte Kilometer egal ob zu Wasser oder zu Land ab. Besonders die Langdistanz-Rookies (Andreas, Christoph, Franz und Sönke) waren hochmotiviert und vertrauten sich zu diesem Zweck einem erfahrenen Langdistanz-Trainer an. Seit ihrem Entschluss im vergangenen Jahr hatten sie alle stets ein Ziel, das alles überstrahlte, im Kopf. Die Off-Season verkürzten sie alle extrem, sodass sie aus 6 Monate oftmals nur 2 Monate Pause machten. Das beste Beispiel hierfür ist Christoph, der den Sommer mit zahlreichen Trainingslagern in Südeuropa einfach schon im Winter/Frühjahr beginnen wollte.
Die „Road to Roth“ ist ein verdammt harter und steiniger Weg. Bei aller Leidenschaft und allem Willen sollte man jedoch stets auf die Signale seines Körpers hören und sie analysieren. Keiner unserer Protagonisten kam zu 100% verletzungsfrei durch die dunklen Monate im Jahr. Michael begab sich zunächst auch auf seine „Road to Roth“ reagierte aber nach einiger Zeit vollkommen richtig und verschob seinen Start. Diese Entscheidung dürfte in Sachen Härte der „Road to Roth“ in nichts nachgestanden haben. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wer Micha kennt, weiß, dass er sich sein verdientes Finish in Roth schon noch holen wird. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er es schaffen wird!
Zurück zum Rennen:
Die Aegirs und Franz starteten in einem Rennen mit Sebastian Kienle (07:46:23 Std.), der das Rennen bei den Profi-Jungs gewinnen konnte, während das Daniela Sämmler (08:43:42 Std.) bei den Mädels übernahm. Neben unseren Athleten starteten 4.000 weitere Teilnehmer und 650 Staffeln aus ca. 60 Nationen. Am Streckenrand feuerten schätzungsweise 250.000 Zuschauer die Triathleten auf ihrer Reise ins Ziel an. Solche Menschenmassen in einem Rennen sind für jeden, der noch nicht bei einer Challenge- oder Ironman-Veranstaltung war, schwer zu begreifen und der Gegenentwurf zum Liga-Alltag.
Tage an denen man eine Langdistanz absolviert, werden auch als die längsten Tage des Jahres bezeichnet, da man bereits mitten in der Nacht aufsteht, um sich dann früh am Morgen in die Fluten zu stürzen. Die gute Laune ist an solchen Tagen immer ein guter Begleiter.
Um 6:30 Uhr starteten Sebi Kienle & Co. in ihr Unternehmen „Challenge Roth“ im Main-Donau-Kanal. Aufgrund der Schleusen, die die Wassertemperatur regeln können, gab es hier noch nie ein Neopren-Verbot. Unsere Jungs starteten zu den folgenden Zeiten:
Athlet | Startzeit |
Bayer, Franz | 06:50 Uhr |
Brockwitz, Sönke | 07:55 Uhr |
Jörss, Andreas | 07:25 Uhr |
Ochs, Christoph | 07:25 Uhr |
Schultz, Ingo | 07:20 Uhr |
©Franz Bayer
Bei der Schwimmstrecke handelt es sich um eine Pendelstrecke, auf der man zunächst 1,4km in die eine Richtung und dann 1,9km wieder zurück und nach einer erneuten Wende 500m zurück zum Start schwimmt. Aufgrund des Kanals sowie der vielen Bojen wird den Athleten die Orientierungs-arbeit abgenommen, sodass sie sich voll und ganz auf das Erreichen schneller Zeiten konzentrieren können. Für viele Triathleten beginnt nach dem Schwimmen das Rennen erst so richtig. Also heißt es zügig durch die Wechselzone zu kommen. Bei aller Eile sollte man sich hier etwas mehr Zeit lassen, als sonst im Liga-Alltag. Hat man doch schließlich 222km noch vor sich. Da können auch Kleinigkeiten, wie unnötige Falten in den Socken sich später böse rächen. Aufgrund ihres geringen Abstands bei den Startzeiten sollten sich Andreas, Christoph und Ingo häufiger im Rennen sehen. Aber auch Sönke traf einen seiner liebgewonnenen Teamkollegen später auf der Strecke wieder.
Die Radstrecke von 180km mit zwei Runden à 86km + 8km hat es in sich, wie auch das nachstehende Streckenprofil beweist und bringt es am Ende auf 1.200 Höhenmeter.
Der Solarer Berg oder auch der „Solar Hill“ ist Triathleten in aller Welt ein Begriff. Hier bilden die Zuschauer ein Spalier, in dem sich auch mancher Profi-Radfahrer wohl fühlen dürfte. Sönkes Vorbereitungsrennen „Paris-Roubaix“ kam ihm hier von der Streckenlänge sehr entgegen, nur dass er in Roth einen deutlich besseren Straßenbelag vorfand.
Nach dem Radfahren hieß es: „Jetzt nur noch laufen…“
Jetzt war Ingos Stunde gekommen und er spielte all seine Langdistanz- und Marathonerfahrung aus, wie auch seine beeindruckende Laufzeit zeigt. In Berlin letztes Jahr lief er den Marathon zwar in knapp 3 Stunden, jedoch hatte er da nicht 180km Radfahren in den Beinen. Der Marathon in Roth wies dabei kaum Steigungen auf und ist mit 160 Höhenmetern als flach einzustufen. Dies war eine echte Wohltat für die bereits geschundenen Beine. Die ersten 5 Kilometer führte die Athleten von Roth zurück an den Main-Donau-Kanal, wo sie weitere 20km liefen. Bei Kilometer 25 konnte man sich bereits auf dem Weg zurück nach Roth machen, wo dann der sagenumwobene Kilometer 30 auf einen wartete. Aber egal, danach waren es nur noch 12 Kilometer bis ins Ziel. Aufgrund der vielen Pendelstrecken sahen sich die Athleten des SV Aegirs immer mal wieder und konnten sich so gegenseitig motivieren oder sich kurz unterhalten.
Letztlich kamen alle mit den folgenden Zeiten gut ins Ziel und dürfen sich stolz als Langdistanz-Besieger bezeichnen:
Athlet | Schwimmen | Radfahren | Laufen | Endzeit |
Bayer, Franz | 00:59:07 Std. | 05:10:00 Std. | 03:45:01 Std. | 09:58:17 Std. |
Jörss, Andreas | 01:06:43 Std. | 05:31:40 Std. | 03:45:04 Std. | 10:28:41 Std. |
Schultz, Ingo | 01:10:08 Std. | 05:34:57 Std. | 03:40:12 Std. | 10:33:55 Std. |
Brockwitz, Sönke | 01:21:57 Std. | 05:55:03 Std. | 04:12:15 Std. | 11:39:59 Std. |
Ochs, Christoph | 01:05:04 Std. | 05:40:40 Std. | 05:23:26 Std. | 12:18:54 Std. |
Sieht man sich die Leistungen der fantastischen 5 so an, konnte keiner an diesem 01. Juli 2018 einen schlechten Tag erwischt haben, auch wenn sie es selbst vielleicht anders sehen. Es wäre nicht fair, jemanden von ihnen herauszuheben. Sie alle haben ihre „Road to Roth“ und sich gekrönt.
©Franz Bayer
Aber das kämpfende Team ist nur so gut, wie sein Team um das Team herum. Auch sie haben im letzten Jahr etliche Entbehrungen auf sich genommen, um dieses Finish zu ermöglichen. Anna, Birgit, Caro, Ida, Ines und Rickard gebührt daher der Dank und die Anerkennung des aktiven Teams.
Unmittelbar nach der beschriebenen Tortur ist die Motivation diese Saison noch weitere Wettkämpfe zu bestreiten, erstmal überschaubar. Nach einer sehr ausführlichen Regenerations- und Kompensationsphase (ReKom) greift vielleicht der ein oder andere nochmal in das Liga-Geschehen ein. Schon am 29.07. geht es nach Stuhr zur olympischen Distanz.
Wie sich die Ausdauerdreikämpfer dort schlugen, berichten wir auch wieder an dieser Stelle.