Ehrenamtlicher Einsatz bei den Olympischen Spielen

So titelt die HAZ in ihrer Onlineausgabe am 5. August 2024.

Unsere Aquafitness-Trainerin Anke Rubien ist als Volunteer bei den Olympischen Spielen 2024 im Einsatz. Die HAZ berichtet ausführlich in ihrer Onlineausgabe am Montag 5. August 2024.

Gerne teilen wir diesen Bericht und wünschen Anke noch viel Spaß in Paris.

Als Volunteer bei Olympia 2024: So erlebt die Hemmingerin Anke Rubien die Spiele in Paris

Zwei Jahre hatte die Hemmingerin Anke Rubien (61) warten müssen. Schließlich stand fest: Sie darf als eine von insgesamt rund 45.000 Volunteers bei den Olympischen Spielen in Paris dabei sein. Trotz ihrer hohen Ausgaben genießt sie ihre Zeit in Frankreich.

Paris/Hemmingen. Anke Rubien ist ganz nah dran am Geschehen bei den Olympischen Spielen in Paris: Die 61-jährige Hemmingerin ist als Volunteer dabei. Sie hat zunächst Athleten und Funktionäre als Fahrerin chauffiert, war anschließend beim Bogenschießen im Einsatz und abschließend bei den Marathonläufen. „Es ist eine einmalige Stimmung. Bei Olympia dabei zu sein, ist das Größte – auch für einen Volunteer“, sagt Rubien.

Die Zeit, quasi ehrenamtlich für den geregelten Ablauf der Spiele mitzusorgen, hat die Rentnerin. Sie schätzt die für sie entstandenen Kosten nach den drei Wochen auf etwa 2000 Euro. „Klar, es ist kein günstiges Vergnügen. Aber ich empfehle es jedem, der es ermöglichen kann“, sagt Rubien. Anreise und Unterkunft musste sie selbst organisieren – und auch selber bezahlen.

Volunteers erhalten lediglich Metro-Tickets

Nachdem eine bereits gebuchte Unterkunft kurzfristig storniert worden war, musste sie schnell nach einer Alternative suchen – und hatte Glück. Auf der Plattform Facebook fand sie ein deutsch-französisches Ehepaar, das während der Olympischen Spiele in den Urlaub verreist ist und jemanden zum Hüten der Wohnung suchte. Rubien und ein weiterer Volunteer aus Berlin leben nun im Nordosten von Paris. „Die Anfahrt mit der Metro dauert etwa eine Stunde“, sagt Rubien. Immerhin: Die Volunteers erhalten kostenfrei eine Karte, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein.

„Es ist eine einmalige Stimmung.“

Anke Rubien, Volunteer bei Olympia in Paris aus Hemmingen

Zwei Jahre hatte der Anmelde-Prozess gedauert, bis für die Hemmingerin klar war, dass sie tatsächlich in Paris dabei sein darf. Einen etwa 30-seitigen Bogen mit Fragen zu vielen persönlichen Details, vom Besitz eines Führerscheins bis hin zu körperlichen Einschränkungen, musste sie ausfüllen – und dann lange warten. Erst Ende Januar dieses Jahres bekam sie die positive Rückmeldung. Dass sie dabei als Fahrerin eingeteilt worden war, hatte sie überrascht. „Ich hatte das gar nicht angegeben, wollte viel lieber zum Schwimmen.“ Schließlich ist Rubien selbst passionierte Schwimmerin und war in diesem Jahr bei der WM der Winterschwimmer in eiskaltem Wasser in Estland dabei.

Freiwilliges Engagement in Paris: Die Hemmingerin Anke Rubien genießt ihre Zeit als Volunteer bei den Olympischen Spielen. Foto: privat

Doch sie setzte sich auch hinter das Steuer, um Sportlerinnen und Sportler, Trainer und Funktionäre vom Flughafen zum Olympischen Dorf oder in ein Hotel zu fahren. Auf bekannte Gesichter sei sie dabei aber nicht gestoßen. Die Fahrer seien vorab auch instruiert worden, die Kommunikation mit den Fahrgästen auf ein Minimum zu beschränken. So erfuhr Rubien wenig über ihre Passagiere. Die Fahrt mit einer Gruppe aus dem Königreich Eswatini, dem früheren Swasiland, bleibt ihr aber besonders positiv in Erinnerung. „Wann trifft man schon mal jemanden aus diesem afrikanischen Land? Das ist doch toll“, sagt Rubien.

Hemmingerin meistert besonderen Kreisel in Paris

Die Verkehrssituation in der Weltmetropole Paris sei wegen vieler Straßensperrungen und besonderer Fahrspuren nur für Autos der Olympischen Spiele zu meistern. Eine große Bewährungsprobe hatte Rubien allerdings zu meistern, als sie den Kreisel am Triumphbogen passieren musste. „Da hatte ich schon etwas Schiss“, sagt sie. „Aber ich habe es geschafft und überlebt.“ Und mit Stolz fügt sie hinzu: „Das Auto hat keinen Kratzer!“ Insgesamt fühle sie sich in Paris wohl. „Die Stadt zeigt sich von der besten Seite, es ist sicher, alles ist gut ausgeschildert, die Polizei zeigt gute Präsenz. Es ist alles supercool gemacht“, findet die 61-Jährige.

Mal kein Arbeitseinsatz: Die Hemmingerin Anke Rubien schaut sich mit Begeisterung die Schwimmwettbewerbe in Paris an. Foto: privat

Schließlich bestand für sie aber die Möglichkeit, das Fahrerlager zu verlassen. An der Tribüne der Wettbewerbe im Bogenschießen bestand Personalbedarf, Rubien erklärte sich dazu bereit. Auf dem Weg zu ihrem ersten Arbeitseinsatz sah sie die Triathleten auf ihren Fahrrädern vorbeirasen. Beim Bogenschießen sah sie die Vorkämpfe des Deutschen Florian Unruh. Auf der Tribüne hatte sie ebenfalls tolle Begegnungen. „Ich habe gleich zwei Ehepaare aus der Region Hannover getroffen. Die Welt ist eben ein Dorf“, sagt Rubien.

Rubien schaut beim Schwimmen zu

Zwischen den Einsatztagen bleibe auch immer Freizeit. So sicherte sich Rubien für einen Tag eine Karte für die Schwimmwettbewerbe. Am Freitag war sie bei den Ruderwettbewerben gewesen, und auch eine Karte für die Leichtathletikwettbewerbe im Stade de France am 7. August gönnte sie sich. „Das sind nur Vorläufe. Den Eintritt für die Finals kann man kaum bezahlen“, sagt sie. Doch sie wollte für sich das Maximum während des Aufenthalts in Paris herausholen. „Ich war angefixt von den Spielen und habe mir deshalb diese Tickets gegönnt“, sagt sie.

Freiwilliges Engagement in Paris: Die Hemmingerin Anke Rubien genießt ihre Zeit als Volunteer bei den Olympischen Spielen. Foto: privat

Bis zum 12. August bleibt Rubien noch in der französischen Hauptstadt. Viel Zeit zur Erholung bleibt ihr nicht. Denn schon am nächsten Wochenende steht der nächste Einsatz auf dem Plan: Sie ist beim Ironman in Frankfurt am Main in der Wechselzone tätig – natürlich wieder als Volunteer. „Das mache ich schon viele Jahre“, sagt sie. Doch warum eigentlich dieser ehrenamtliche Einsatz? „Ich genieße es auch, wenn mich bei meinen sportlichen Wettkämpfen jemand unterstützt und meine Sachen trägt“, sagt sie. Deshalb wolle sie auf diesem Wege etwas zurückgeben. „Es herrscht so eine besondere Herzlichkeit. Und Olympia in Europa zu haben und Teil der größten sportlichen Wettkämpfe sein zu dürfen, das ist megageil.“